Ecuador

Cochasquí: Geheimnissvolle Pyramiden in Ecuador

Eine gute Autostunde von Ecuadors Hauptstadt Quito entfernt, liegen die verborgenen Pyramiden von Cochasquí. Im Januar 2019 sind wir vom Mystery-Explorer-Team zu der flächenmässig grössten präkolumbischen archäologischen Fundstätte Ecuadors gereist. – Bereit, dem gigantischen Komplex seine Geheimnisse zu entlocken…

Weitläufig und imposant
Das eindrückliche Areal, auf dem insgesamt 15 Stufenpyramiden in verschiedenen Grössen angelegt sind, umfasst 84 Hektaren und liegt auf über 3000 Metern Höhe. 9 Pyramiden verfügen über lange Rampen, die zu einer Plattform führen. Die längste davon misst 290 m. Der Komplex wird den so genannten Quitu-Caranquis / Cara-Indianer der Anden zugeschrieben, die ihn als bedeutendes, zeremonielles Zentrum im 10. Jahrhundert nach Christus erbaut haben sollen.

Ort besonderer Ausstrahlung
Die geheimnisvollen, mit Gras bewachsenen Pyramiden von Cochasquí sind eine erstaunliche Meisterleistung einer vergangenen Epoche. Selbst wenn die Stümpfe alle auch heute noch unter der Erde liegen, macht es den Ort nicht minder attraktiv. Im Gegenteil: Es wirkt auf einen umso geheimnisvoller. Und man fragt sich, welche Geheimnisse sich auf diesem Areal dem Besucher wohl verbergen. Studien belegen, wie wir im folgenden noch sehen werden, dass die Erbauer über beträchtliche astronomische Kenntnisse verfügten und ihre Pyramiden auch kosmo-tellurisch ausrichteten. Zweifelsfrei strahlt Cochasquí eine ganz besondere Energie aus – denn auch heute dient es Schamanen immer noch als Treffpunkt für Rituale und Zeremonien. Doch nun zurück unserem Reisebericht:

Endlich: Selber vor Ort!
Die Armband-Uhr zeigte kurz vor drei an diesem warmen Januar-Tag. Ein Wärter des Cochasquí-Parks deutete uns, dass wir gerade noch rechtzeitig eingetroffen waren, um an der letzten geführten Tour dieses Tages durch das Pyramiden-Areal teilzunehmen, die etwa 1 ½ Stunden dauern sollte. Nun waren es endlich soweit: Gleich würden wir diesen besonderen, historischen Ort in Augenschein nehmen können und Antworten auf unsere Fragen finden. Nachdem wir den Eingang passiert haben, wurde uns zuerst einen Blick auf ein Modell des ansehnlichen Areals gewährt. Dieses beherbergt insgesamt 15 Stufen-Pyramidenstümpfe in verschiedenen Grössen, die sich über die gesamte Fläche des heutigen archäologischen Parks erstrecken. Eine sehr zuvorkommende Sachverständige führte uns auf einem vorgegebenen Pfad durchs Gelände. Die Pyramiden, in der Tat bedeutend grösser als vorgestellt, liegen heute immer noch unter der Erdoberfläche verborgen und harren darauf, dass ihre Rätsel gelöst werden. Sie sind mit einer Wiese überdeckt, auf den Lamas und Alpakas weiden. Am Eindrücklichsten zeigen Luftaufnahmen die Strukturen der verborgenen Stufenpyramiden mit ihren langen Rampen. Das Foto, welches wir vom vorgegebenen Weg aufnehmen konnten, zeigt eine Pyramide mit ihrer Rampe von der Seite.

Intelligenter Sonnen- und Mondkalender
Bei der Begehung des Komplexes gelangen wir zur Sonnenpyramide oder auch Sonnentempel genannt. Auf ihr existiert heute noch ein Mondkalender und ein Sonnenkalender, mit welchem man durch regelmässiges Versetzen von Steinen, Mondphasen und Sonnenjahr bestimmen konnte. Es handelt sich jeweils um je eine Rille oder eine rechteckige Aussparung im Boden, entlang derer sich mit einer Art «Steinstöpsel» und zugehörigen Löchern der jeweilige Kalender nachführen lässt. Dieser intelligente Kalender ermöglichte es, dass die idealen Zeitpunkte für Aussaat und Ernte – im rhythmischen Einklang mit den Naturgesetzen – bestimmt werden konnten

Pyramiden-Anordnung auch ein Makro-Kalender?
Eine Meisterleistung stellt zweifelsohne die gleichzeitige Positionierung der Pyramiden dar. Hier offenbart sich ein perfektes Zusammenspiel uralten astronomischen Wissens und Sakraler Architektur. Man lernt das Staunen wieder, wenn man – so wie wir – das Ergebnis jahrelanger Studien von Coquasquí durch B. Ullauri – dank unseres Kontaktes an der Universität Quito zu Augen bekommt. Die Grafik zeigt basierend auf seiner umfassenden Arbeit, dass die Ausrichtung der Pyramiden gleichzeitig zur Anzeige der Sonnenwenden (Solstitien) sowie die Tag-und-Nacht-Gleichen (Äquinoktien) konzipiert war.  Dank der intelligenten Integration des Sonnenlichts und dessen Schatten resultiert aus der Konstruktion und Anordnung der Pyramiden ein verblüffender Makro-Sonnenkalender.

Im Detail bedeutet das, dass z.B. an den Pyramiden G+M der genaue Zeitpunkt der Sonnenwenden (22. Juni/22. Dezember) oder der Tagundnachtgleichen (21. März/September) ablesen, indem weiter entsprechend positionierte Pyramiden ihre Schatten auf die Pyramiden G+M werfen. Laut Überlieferungen sollen weitere Abschnitte des Komplexes auf Orion sowie Ursa Major (Grosser Bär/grosser Wagen) (Anordnung der Grabhügel) ausgerichtet sein. Und nicht minder spannend: auch die Ausrichtung der Pyramide Nummer 5 bzw. K auf das Sternbild Skorpion, das in der Nähe des Zentrums der Milchstrasse liegt und dessen hellster Stern Antares ist. Verblüffend nicht? – Haben doch auch andere Kulturen eine Verbindung zu diesen Sternen gehabt!

Nach gleicher Vorgabe bieten auch die kleinen Pyramiden im oberen Teil des archäologischen Komplexes vergleichbare Kalenderfunktionen. Denn anhand des Schattens, den die Pyramide C aufgrund des aus dem Osten kommenden Sonnenlichts auf die Pyramiden F+E projiziert, werden auch wieder Äquinoktium und Solstitium ablesbar (siehe Grafik)

Coquasquí-Rätsel (un-)gelöst
Nach unserem Besuch war für uns eines klar: Die verborgenen Pyramiden von Cochasquí stellen weitaus mehr als eine verlassene Zeremonialstätte einer verschwundenen Kultur dar. In Anbetracht der Meisterleistung eines Baus von 15 monumentalen Pyramiden mit den bereits dechiffrierten, höchst erstaunlichen Kalenderfunktionen, kommen wir dennoch nicht umhin, uns Fragen zu stellen wie:

  • Waren die Caras tatsächlich die Erbauer oder nur die Nutzer?
  • Wer hatte ihnen das astronomische Wissen vermittelt?
  • Sind die Pyramiden von Cochasquí womöglich älter als angenommen?
    (Übrigens: Die Schädel, die bei Ausgrabungen, aus der beschädigten Pyramide geborgen wurden, sind viele Jahrhunderte älter, als die Datierung der Pyramiden durch die offizielle Archäologie!).
  • Gibt es in anderen Regionen Ecuadors ebenfalls solche Pyramiden?
    (Update: Kurz vor unserer Abreise konnten wir an der Universität Quito noch in Erfahrung bringen, dass weitere Gelände, teils auf Privatgrund existieren, auf den Pyramiden nach gleichem Vorbild erbaut wurden. Auch sie liegen – wie in einem Dornröschenschlaf – unter der Erde und warten darauf – wenn die Zeit reif dafür ist – ihr Geheimnis preisgeben zu dürfen.)
Redaktion: [©] by mystery-explorer.org
Fotos: [©] by mystery-explorer.org
Illustration: B.Ullauri / Kinti/ Mystery Explorer

Eine Antwort zu Ecuador

  1. Hannes Schmid sagt:

    Ob es wohl nur am fehlenden Geld liegt, dass die Cochasquí-Pyramiden nicht freigelegt wurden? Oder liegt vielleicht unter der Erdschicht etwas verborgen, das die Öffentlichtkeit nicht erfahren soll?

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