Am 2. Juni 2023 veröffentlichte der Forscher Christian Obeltz einen Blogbeitrag auf der Website des Vereins Sites & Monuments, der sich dem historischen und natürlichen Erbe Frankreichs widmet. In seinem Aufruf prangert er „mehrere brutale Umgestaltungen“ an, die auf dem Gelände der Menhir-Reihen von Carnac durchgeführt wurden und die diese weltweit bekannte Stätte verfälschen“.

Nachdem die mahnenden Worte von Christian Obeltz bei der Zeitung France-Ouest Gehör gefunden hatten, zogen weitere Zeigungen nach. Was war genau passiert?
In Carnac wurden mindestens 38 Menhire abtransportiert, um Platz für einen Baumarkt zu schaffen. Dieses historische Steinmonument, das möglicherweise bis zu 7000 Jahre alt ist, gilt als eines der ältesten und komplexesten Ensembles in Frankreich, das sich über eine Fläche von 8km erstreckt.
Nun sind kommerziellen Interessen eines Baumarktbetreibers einige dieser Menhire in den Weg gekommen. Für die Errichtung seiner Filiale wurden die Menhire schlichtweg entfernt. Die Empörung ist gross. Der Vorfall löste deshalb eine Kontroverse aus und rief Archäologen sowie Denkmalschützer auf den Plan, während der zukünftige Betreiber des Baumarkts angibt, nichts von der archäologischen Bedeutung der Menhire gewusst zu haben. Die örtliche Regierung beteuert, dass alle erforderlichen Genehmigungen vorlagen.
Inzwischen hat eine Denkmalschutz-Vereinigung Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Eine weitere Organisation hat ebenfalls rechtliche Schritte eingeleitet, um den Entscheidungsprozess hinter der Zerstörung aufzuklären und ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Die Auseinandersetzun wirft Fragen zur Sicherung des kulturellen Erbes und zur Rolle der örtlichen Behörden bei der Erhaltung historischer Stätten auf.
Viele Fragen um die immensen Steinsetzungen von Carnac sind bis heute nicht beantwortet. Das grosse Rätsel von Carnac ist nämlich das „Warum“! Also: Warum um alles in der Welt hat sich in Frankreichs Betragne einst jemand dermassen abgemüht, dass er um jeden Preis 3000 Menhire in bestimmter geometrischer Anordnung, vorwiegend in parallelen Linien aufstellte? Bestimmt macht sich diese Arbeit niemand freiwillig, es sei denn, das Vorhaben diene einem höheren Zweck. Dieser Frage sind immer wieder Forscher nachgegangen, denn sie vermuteten, dass in letzter Konsequenz einer gigantischen Anlage wie in Carnac ein verloren gegangenes Wissen zugrunde liegen muss. Doch die Erforschung des Carnac-Mysteriums ist nur möglich, wenn die Wissenschaft auf vollständige Daten zurückgreifen kann. Sollten wir es hingegen erlauben, dass die letzte Zeitzeugen, die Jahrtausende überdauert haben, um ihr Geheimnis möglicherweise in naher Zukunft preiszugeben, vernichtet werden, dann schwindet mit jeder weiterer Zerstörung die Hoffnung, das Rätsel von Carnac endgültig zu entschlüsseln.